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Gemeinde Kißlegg

Kommunalwahlen 2024

Artikel vom 30.10.2023

Gemeinderat? Ja bitte!

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

das kommende Jahr 2024 wird nicht nur eines mit großen Festen sein, sondern auch mit wichtigen Weichenstellungen für unsere Leben vor Ort: Am 09. Juni 2024 sind Kommunalwahlen. In unserer Gemeinde werden also die beiden neuen Ortschaftsräte und der Gemeinderat neu gewählt.

Insbesondere bei unserem Gemeinderat ist mit einem größeren Wandel zu rechnen. Einige langjährige, erfahrene und engagierte Räte möchten sich alters- oder gesundheitshalber oder aus anderen gewichtigen Gründen nicht mehr zur Wahl stellen. Die Suche nach geeigneten Kandidaten, so höre ich aus den Gemeinderatsfraktionen, sei schwierig.

Weil ein breit aufgestellter, engagierter und kompetenter Gemeinderat für das Wohl und Wehe unserer Gemeinde von entscheidender Bedeutung ist, werbe ich heute eindringlich um Ihre Bereitschaft sich für ein kommunalpolitisches Ehrenamt zu engagieren! Natürlich gibt es immer auch Gründe, weshalb man gerade nicht für ein Mandat im Gemeinde- oder Ortschaftsrat kandidieren kann. Aber es gibt noch mehr, weshalb man es tun sollte: Denn ohne engagierte Rätinnen und Räte wird es für unsere Gemeinde noch schwieriger, oder gar unmöglich, passende Zukunftskonzepte und Aktivitäten zu entwickeln und Ziele zu erreichen.

Die derzeit besonders mühsame Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten vermittelt aber einen anderen Eindruck: Fast könnte man meinen, dass manche das kommunalpolitische Engagement in der Gemeinde mit einem Fußballplatz verwechseln: Auf dem Spielfeld bieten Bürgermeister, Gemeinderat, Ortschaftsrat und Verwaltung ein mehr oder weniger interessantes Spiel, ein Teil bildet sich im Zuschauerbereich seine Meinung, oder –mit wachsender Tendenz- geht gar nicht mehr hin. Hier hat sich eine Meinung verfestigt, die man so umschreiben könnte: Da läuft doch eh alles schief.

Aber glauben Sie wirklich, dass mit so einer Haltung unsere Gemeinde weiterhin einen Rahmen für gute Lebensbedingungen bieten kann? Und was ist, wenn sich ein paar Leute diese Gleichgültigkeit zunutze machen, geschickt Einfluss nehmen um nur ihre eigenen Angelegenheiten zu verfolgen? Wäre das nicht ein sehr hoher Preis für Gleichgültigkeit?

Lassen Sie mich nur ein paar Beispiele nennen, die wir in den kommenden Jahren auf den Weg bringen sollten und die Sie vielleicht sogar persönlich berühren:

- Versorgung der Bevölkerung mit Waren, Dienstleistungen und Arbeitsplätzen: Wo und wie können wir unsere täglichen Einkäufe erledigen, gibt es genug Ärzte und wie und wo kann man sein Einkommen erzielen? Gelingt es uns die junge Generation weiterhin nach der Ausbildung und dem Studium hier her zu locken, oder erleben wir doch das Schicksal so vieler anderer ländlicher Gemeinden mit überproportionaler Alterung?

- Klimawandel: Bauen wir Fernwärmenetze auf oder vertrauen wir weiter darauf, dass es jeder selber regelt? Werden Moore vernässt und was geschieht mit unseren Landwirten und Naturlandschaften? Bauen wir Parkplätze und Straßen zurück um Bäume zu pflanzen?

- kann und darf ein junger Mensch noch ein eigenes Haus bauen, oder gibt es neuen Wohnraum nur noch in Geschosswohnungen? Und was ist mit jenen Personen, die sich ihre Wohnung oder die Miete nicht mehr leisten können?

- Ganztagsbetreuung an den Grundschulen: Wie und wo soll die stattfinden und was geschieht mit unseren Grundschulen in den Ortschaften?

- setzen wir auf mehr Nahverkehr, Radverkehr oder doch das Auto? Steht die Bevölkerung zusammen und engagiert sich, damit die Bahnunterführung und die Ortsumgehung gebaut werden?

- gibt es am Obersee weiterhin ein Schwimmbad, bzw. gibt es überhaupt noch Badegelegenheiten in der Gemeinde und wenn ja, wo und wie?

- wie soll das alles bezahlt werden? Steuern rauf? Leistungen runter?

Diese Themen sind nur einige Beispiele und werfen Schlaglichter auf Themen, mit denen sich unsere Ehrenamtlichen im Gemeinderat und den Ortschaftsräten befassen und weiter befassen müssen.

Natürlich ist die Arbeit als Rätin oder Rat nicht ohne zeitlichen Aufwand zu bewältigen. Es gibt die monatlichen Sitzungen, die Beratungen in den Fraktionen und die Zeit um sich die Dinge anzuschauen um sich mit den Themen vertraut zu machen. Wer in einem Ratsgremium mitwirkt bringt sich nicht nur für die Allgemeinheit ein und gestaltet unser Umfeld mit, sondern lernt selbst dazu, erweitert den eigenen Horizont und hat mit interessanten Menschen zu tun. Dafür benötigt man über die Woche herunter gerechnet je eine bis zwei Stunden. Trotzdem keine Zeit dafür? Da lohnt es sich doch mal nachzudenken, wie viele Stunden man für andere Dinge aufbringen kann, beispielsweise in den „sozialen Medien“.  

Bitte geben Sie sich einen Ruck und engagieren Sie sich (weiter)! Wer keine ehrenamtliche Zeit für unsere Demokratie aufbringen kann läuft Gefahr, dass Kräfte stärker werden, denen unsere gewohnte und geliebte Freiheit ein Dorn im Auge ist.

Natürlich gibt es in vielen Fällen dennoch gewichtige Gründe, weshalb man sich nicht in einem kommunalen Gremium engagieren kann. Aber gibt es einen vernünftigen Grund, weshalb man sein Wahlrecht nicht wahrnimmt? Und gibt es einen vernünftigen Grund, weshalb man den ehrenamtlich engagierten Menschen keinen Respekt entgegenbringt? Sein Wahlrecht wahrnehmen und den Ehrenamtlichen Respekt entgegen zu bringen sollte für jeden von uns eine Selbstverständlichkeit sein. Dafür bitte ich Sie eindringlich!

Ihr Dieter Krattenmacher
Bürgermeister

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