Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ein in mehrfacher Hinsicht denkwürdiges Wochenende liegt hinter uns. Mit großer Freude, aber bangem Blick auf die Wettervorhersagen konnten am Fronleichnamsdonnerstag die Mittelalterlichen Kinder- und Heimattage gestartet werden. Der Schlosspark hat sich nach langen Vorbereitungen und vieler Hände Arbeit rund ums Schloß in eine wunderbare und einladende mittelalterliche Welt verwandelt. Die Stimmung aller Beteiligten, vorrangig der fleißigen Mitglieder unseres Fanfarenzugs, war hervorragend und hoffnungsvoll.
Auch der Faßanstich beim offiziellen Auftakt hat diesmal geklappt. Und schließlich war uns auch noch Petrus beim Umzug wohlgesonnen: Die prächtigen Wagen (vielen Dank an unsere Wagenbauer und -lenker!), die festlich gekleideten Kinder mit Begleiter und die Musikanten und Artisten waren ein großes und schönes Erlebnis für unseren Flecken und sicher ein Höhepunkt unserer 1200-Jahrfeier. Auch als sich direkt nach dem Umzug die Himmelsschleusen öffneten, hielten die Besucher und Akteure durch und wollten nicht aufgeben. Gut besucht war dann am Donnerstagabend auch der „Kißlegger Heimatfilm“ von Paddy Schmitt im Zelt.
In der Nacht zum Freitag wurde der Regen immer stärker. Die Veranstalter des Fanfarenzugs und der Gemeindeverwaltung wollten nicht gleich aufgeben und hofften, dass es doch noch geht. Zum Samstag hin wurde dann aber klar, dass das Festgelände aufgrund der dort entstandenen Wasserflächen nicht mehr nutzbar ist. Die Einsicht und die bittere Erkenntnis, dass die Feier abgebrochen werden muss wuchs mit der Intensität des Regens. Als dann die ersten Feuerwehreinsätze am Samstagmorgen wegen Hochwasserereignissen losgingen, passierten dann aber ein paar Dinge, die mich heute noch staunen lassen: Unsere Gemeinde erlebte einen beispiellosen Akt der Solidarität: Hunderte kamen, damit die vorhandenen Lebensmittel doch sinnvoll verwendet werden können. Sie halfen zu retten, was noch zu retten war. Eine privat initiierte Spendenaktion lief an, die bisher beispiellos sein dürfte. Nicht nur im Schlosspark, sondern auch bei vielen Betroffenen der Regenfälle und des Hochwassers wurde selbstlos angepackt. Unsere Feuerwehr und die Rettungsdienste erlebten Mithilfe und Zuspruch. Es wurden Kräfte mobilisiert, die ich bisher nicht kannte und ahnte.
Dank dieses großartigen Engagements konnte vieles gerettet und manches verhindert werden. Und trotzdem gab es gerade auch im Umfeld der Wolfegger Ach Schäden an Häusern und Einrichtungen, die manchen Schmerz verursacht haben und den Betroffenen oft noch eine Zeit lang Sorgen bereiten wird. Ein kleiner Trost ist dabei, dass es zu keinen größeren Verletzungen oder gar zu gesundheitlichen Schäden gekommen ist.
Als die Pegel dann ab Sonntagnachmittag wieder gefallen und das Wasser langsam abgeflossen ist, wurde deutlich, dass unsere Gemeinde eine solche herausfordernde Situation wohl selten oder nie erlebt hat: Wir sind vom großen Heimatfest direkt in eine Notlage hineingeraten. Zugleich aber haben wir erlebt, dass der Zusammenhalt in beiden Situationen da ist und nur eine Gemeinschaft in der Lage ist große Herausforderungen zu meistern.
Mein Dank gilt deshalb allen, die sich an diesem Wochenende für andere engagiert haben. Besonders möchte ich hier unseren Fanfarenzug, die an den Feiern beteiligten Vereine und Gruppen erwähnen. Aber auch unsere Feuerwehr, die Johanniter, die Polizei, unser Bauhof und viele ungenannte Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde haben bei den schweren Stunden des Hochwassers Großartiges geleistet.
Vielleicht geht es Ihnen auch so: Das Fronleichnamswochenende 2024 hinterlässt bei mir ein Gefühl der Dankbarkeit, der Achtung und auch ein bisschen des Stolzes auf unser Gemeinwesen. Ich empfinde auch Mitleid und Verständnis für diejenigen, die durch das Hochwasser große Sorgen hatten und haben.